Freitag, 13. Mai 2016

Wie Zeitreisen funktionieren #2

Gerade noch ein Video von MinutePhysics zum Thema Zeitreisen gesehen, da wurde ich an meinen alten Artikel zum Thema Zeitreisen erinnert. Ein guter ZEITpunkt um diesen zu erweitern. Da ich im besagten Artikel eine ausführliche hypothetische und theoretische Einleitung gab, schadet es nicht diesen erneut zu lesen, um sich auf das nun Folgende vorzubereiten. Alles kann, nichts muss.

Eine Lösung des Großvater-Paradoxons


Dieses Zeitreiseparadoxon geht davon aus, dass ein Zeireisender in die Vergangenheit reist, seinen Großvater tötet und durch die Kette an Ereignissen die selbe Zeitreise niemals hätte stattfinden können. Also starb der Großvater nicht, demnach hätte er doch reisen können.
Das Resultat sind zwei verschiedene simultane Ereignisse: Der Großvater lebt und er ist tot. Das wäre ein nie enden wollender Loop, der möglicherweise das Raum-Zeit-Gefüge auflöst.

Was MinutePhysics mit einer Referenz auf subatomare Teilchen löste, die sich ja auch gleichzeitig an mehreren Orten befinden können, ist allerdings keine neue Idee. Das Resultat ist schlichtweg, dass beide Ereignisse simultan stattfinden. Also mit zwei Zeitlinien.

Das sprengt jetzt nicht gerade das Bewusstsein, denn diese Variante ist nicht neu. Nur anders erklärt. Allerdings fiel mir daraufhin ein "Trope" ein, welches oft in Filmen benutzt wird und ich tatsächlich völlig übersah, obwohl es eine sehr elegante Variante ist um Paradoxen zu umgehen:

Die unerschütterliche / vereinheitlichte Zeitlinie


Man kann sich viele hypothetische Ereignisse für eine Zeitreise ausdenken. Im Kopf funktioniert vieles, was in der Realität überhaupt nicht möglich wäre: Einen Donut auf Überlichtgeschwindigkeit beschleunigen, durch den Boden bis zum Mittelpunkt der Erde fallen oder Zeitreiseparadoxen völlig ignorieren.

Ich stellte mir nun die Frage, ob es denn überhaupt zu Taten kommen kann, die zu Paradoxen führen? Selbst auf einem einzigen Zeitstrang, ohne alternative Zeitstränge oder alternative Universen. Ohne eine "Hyper-Time", die den Zeitreisenden zu einer Person werden lässt, die außerhalb der Veränderungen arbeiten kann. Ich spreche von einem Strang, wo jede potentielle Veränderung direkte Auswirkungen hat.

Wenn wir von Zeitreisen sprechen, so wird automatisch ein Zeitstrang etabliert, welcher aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft besteht. Selbst wenn wir nicht in die Zukunft reisen, so ist doch für die Personen in der Vergangenheit, unsere Gegenwart die Zukunft. Und hier das, was viele Filme machen und durchaus interessant ist:

Nehmen wir an, unsere Geschichte wird in der "Gegenwart" erzählt und wir haben vor, später in die Vergangenheit zu reisen. Alles was zwischen Vergangenheit und Gegenwart jemals passieren wird, haben wir bereits erlebt, noch bevor die Zeitreise stattfand. Demnach haben unsere zukünftigen Taten bereits KEINERLEI Auswirkungen gehabt (vorausgesetzt wir sind mit einer Absicht in die Vergangenheit gereist, so wurde diese nicht umgesetzt).

Und mein Großvater?


Wie gesagt, können wir uns viele unmögliche Begebenheiten vorstellen. Wir können sagen: Was wäre, wenn ich meinen Großvater oder Eltern töte? Und ja, was wäre wenn der Zeitreisende wirklich mit dieser diabolischen Absicht in die Vergangenheit reist?

Es missglückte.

Das lässt sich ganz einfach sagen. Wir brauchen dazu auch keinen "Zeitoverlord", der durch eine Kette übernatürlicher Ereignisse den Zeitreisenden aufhält (auch wenn das durchaus eine Methode wäre). Alleine die Tatsache, dass der Großvater vor der Zeitreise noch lebt, sollte Beweis genug sein, dass jegliche Absicht schlichtweg missglückte.

Vielleicht landete die Zeitkapsel in der Sonne, im weiten All oder unter der Erde.
Vielleicht wurde der Zeitreisende durch jemand Anderen umgebracht.
Vielleicht hatte der Zeitreisende doch Zweifel und ein Einsehen (vielleicht hat er sich auch gut mit seinem Großvater angefreundet).
Vielleicht gab es ein Attentat, aber der Großvater überlebte. Und der Zeitreisende selbst kann sich an eine Geschichte seines Opas erinnern, in der ein Typ ihn töten wollte und Opa hat auch noch Narben davon (schließlich ist das Ereignis schon vor der Zeitreise passiert).
Oder der Zeitreisende bringt den Falschen um, was ebenfalls bereits Teil der Geschichte ist.

Ich finde diese Methode sehr elegant und interessant. Es veranlasst den Autoren kreativ zu werden und zeitgleich die Fragen aufzuwerfen, ob die Zeitreisenden ihre Absichten umsetzen können und - noch viel wichtiger - was sie davon abhält.

Im Wesentlichen basiert diese Idee also darauf, dass die komplette Zeit, egal ob Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, eine einzige Struktur ist. Es spielt keine Rolle was du tust oder tun wirst, es ist bereits Teil der Geschichte.

Das Zeitreiseteam und eine Mission


Es muss ja nicht immer etwas Dramatisches, wie ein Mord sein. Es ist nur ein extremes Beispiel.

Nehmen wir mal an, unser kleines wissenschaftliches Zeitreiseteam will völlig unvoreingenommen durch die Zeit. Haben nicht wirklich vor was zu verändern, sondern wollen sich vielleicht ansehen wie die Dinosaurier ausstarben oder wie die Ritterzeit war. Ihr Einfluss ist, wie gesagt, bereits Teil der Geschichte.
Nun sagt ihr Chef aber: Hey Leute, hinterlasst doch eine Markierung. Zeichnet doch das Symbol unseres Zeitreiseteams an Ort XY.

Selbstverständlich kann in dieser Zeitstrangvariante in der Gegenwart bereits das Symbol dort zu sehen sein und der Chef weiß schlichtweg noch nichts davon. Oder er weiß davon und gibt bewusst die Anweisung, weil er weiß, dass sie es unter seiner Anweisung setzen werden. Ist völlig legitim und frei von Paradoxen.
Und an sich wäre das ein toller Beweis für Zeitreisen. Er muss halt nur WIRKLICH diese Anweisung geben, selbst wenn er weiß, dass diese Symbole dort sind. Gibt er den Befehl nicht, hat er in seinem ganzen Leben dort noch keine Symbole gesehen.
Doch gibt er den Befehl an diesen leeren Stellen das Symbol zu setzen und das Zeireiseteam reist los, beweist das augenblicklich, dass entweder etwas schief ging ODER jemand das Symbol wieder entfernte.

Man könnte also sagen, dass eine Zeitreise-Anweisung nur gegeben werden kann, weil die Option diese umzusetzen noch offen steht. Doch gerade weil die Option existiert, kann sie nicht erfüllt werden. Alle Anweisungen basieren also darauf, dass der Zeitreisende in irgendeiner Form seine Mission bzw. Tat nicht so umsetzt, wie es für eine Veränderung ausreichen würde. Und das basiert auch darauf, weil die sogenannten "Veränderungen in der Zeitlinie" KEINE Veränderungen sind, da alles von jeglichem Standpunkt aus bereits passiert ist.

Das Großvater-Paradoxon spielt also von diesem Gesichtspunkt her keine Rolle, weil es zu keinen Paradoxen kommen kann. Doch was wäre, wenn es wirklich dem Zeitreisenden gelänge Großvater zu töten?
Das ist ja die Sache: Es kann nicht passiert sein. Genauso wenig wie man durch den Boden zum Erdmittelpunkt fallen oder einen Donut auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen kann.
Und wenn du in deiner Geschichte dennoch dieses Paradoxon erschaffst: Tja, dann ist das dein Problem. Erzähl gefälligst besser.

Und das waren meine heutigen Gedanken.

True