Dienstag, 29. April 2014

Gamedesign: Eine Frage des Denkens

Gamedesign. Eine Wegstrecke über Berg und Tal, mit Hürden hoch wie die chinesische Mauer. Ein Spiel zu entwickeln ist wie einen Ozean zu durchschwimmen, mit nur einer einzelnen Zwieback-Ecke als Ration. Nur die größten Wissenschaftler der hiesigen Kosmos, sind dazu fähig ein ansehnliches Spiel zu entwickeln, welches die Gemüter der potentiellen Spieler noch knapp zufriedenstellt!  Ein Studium von Jahrhunderten ist notwendig, um auch nur die Grundlagen im Ansatz zu verstehen!! Es bedarf eines Gottes, um die Schwere des thorischen Hammers, welches das Spieldesign ist, zu überwinden!!!

Nein, das alles ist Gamedesign nicht. Nicht einmal im Ansatz. Und trotzdem wird gerne so getan, als wäre es eine Naturwissenschaft, die noch schwerer zu verstehen sei als Quantenphysik, als wäre es eine in Stein gemeißelte Disziplin (siehe Artikel Schema F).

Gamedesign ist einfach. Ja selbstverständlich ist es einfach für mich das zu sagen, wo ich ja so viel davon verstehe. Ich muss ja Jahrtausende dafür gebüffelt haben, Milliarden Spiele auf Herz und Nieren untersucht haben, ich habe wahrscheinlich sogar durch eine Zeitreise Videospiele erst möglich gemacht, nicht wahr? Ich meine, ich scheine ja sinnvolle Dinge in meinem Blog zu schreiben, also kann es doch nicht anders sein, oder?! Und wann höre ich mit diesem Sarkasmus auf?

Also nochmal: Gamedesign ist einfach. Ich habe noch nie ein Spiel fertig entwickelt. Ich habe kein einziges Buch über Gamedesign gelesen (wobei heutzutage sowieso jeder Möchtegern-Experte und Laie seine "Fakten" und "Können" abdrucken lassen kann). Ich studiere kein Gamedesign und ich bin auch kein "Gaming-Nerd". Wie auch immer - ich liebe trotzdem Spiele, als auch die Kunst diese zu erschaffen. Ich liebe den Entstehungsprozess dahinter. Ich liebe es mir Geschichten zu spinnen, coole Sachen zu entwerfen, alles miteinander zu verstricken. Natürlich unterhalte ich mich auch mit Freunden über Gamedesign, doch vieles davon weiß ich bereits, schlichtweg aus der Selbstverständlichkeit heraus. Ich kann selber sehen warum Spiele so gut funktionieren, wie sie funktionieren. Ich weiß selbst, was ich als Spieler von einem Spiel erwarte und somit würde auch von meinem eigenen Game auch nicht weniger wollen. Mein Wissen, welches ihr im Blog lest, in meinen Videos hört und das in euren Ohren anscheinend sinnvoll klingt, entstammt vorwiegend aus meinem eigenen Interesse daran etwas Grandioses  zu erschaffen, auf das ich wirklich stolz sein kann, so wie meinen eigenen Erwartungen an Spiele.

Alles was ein Indie-/Hobby-Entwickler braucht, sollte doch bereits vorhanden sein: Das Interesse ein Spiel zu entwickeln, Freude am Entwickeln (Hobby = Spaß) und eine Denkmurmel zwischen den Ohren. Jeder Entwickler ist in der Regel auch selbst ein Spieler, mit eigenen Erwartungen. Das Tolle am eigenen Designen ist doch, dass man selbst ein Spiel entwirft, wie man es schon immer sehen wollte. Man hat alle Zeit der Welt, wird nicht gehetzt und auch deswegen kommen immer wieder neue Erfahrungen hinzu, die das Spiel noch besser machen. Ich habe schon Neulinge gesehen, die von Null auf Hundert durch die Decke geschossen sind, weil sie einfach tolle Ideen haben und diese auch umzusetzen wissen. Der Freeware-Markt sollte also geflutet sein mit kreativen Ansätzen, völlig neuen Dingen die man bisher nie sah - aber Pustekuchen.

Ich bin ein Entwickler wie ihr auch, wir sind alle auf selber Ebene. Niemand ist wichtiger oder unwichtiger als der Andere und jedem steht eine Meinung zu. Es steht auch mir zu, mich in meinem eigenen Territorium umzuschauen und die Stimme zu erheben, wenn meiner Ansicht nach die Herde plötzlich stillsteht oder sich auf eine Klippe zubewegt. Jeder ist durch die öffentliche Präsentation jedes Anderen, im allgemeinen Betrachtungsrahmen durch Außenstehende, genauso betroffen wie der Andere. Und als Verbund, im Wust deutscher Kleinstentwickler, schreibe ich hiermit deutlich aus, wie unzufrieden ich mit der Einstellung deutscher Entwickler bin, auf verschiedensten dargebotenen Ebenen; die sehr wenigen Goldkälbchen ausgeschlossen, versteht sich.

Ich habe ein deutliches Interesse daran, an dieser Situation was zu ändern, denn trotz allem, bin ich einer von euch. Doch es ist eine Argumentation gegen eine massive Wand. Kleinstentwickler scheinen in einem Limbo gefangen zu sein, der verhindert nach heutigen Maßstäben zu denken. Wir befinden im Jahre 2014 und es werden Spiele produziert, die vielleicht vor 20 Jahren cool gewesen wären - wenn überhaupt. Und als Lohn des Ganzen, wird heftig geschulterklopft, weil der Standard für Makerspiele so dermaßen tief liegt. So kommen wir nicht weiter, so können wir uns nicht weiterentwickeln. Ich kenne einige Leute, die so viel mehr über Spieledesign gelernt hatten, denen sich eine völlig neue Welt auftat, nachdem sie der, nach außen hin, ach so tolle Community den Rücken zukehrten - und ich bin einer davon. Und in dem Zusammenhang wurde ich erst kürzlich, zu meinem Leidwesen, wieder deutlich bestätigt, weshalb ich nur noch Output liefere, aber keinen Input wünsche: Weil der Input festgefahrener, selbstgerechter Unfug ist, der nur deswegen aufgetischt und als korrekt hingestellt wird, weil es im eigenen Spiel vorkommt (ihr werdet merken, dass die Kommentare nun deaktiviert sind).

Es stimmt mich traurig und/oder wütend (je nachdem), wenn ich beim Spielen immer wieder deutlich merken muss, dass keinerlei Interesse am eigenen Hobby vorhanden ist, Spiele scheinbar entwickelt werden um Bekanntheit zu ernten, derjenige mal schnell was hinschlonzte und nicht um eine einzige Ecke gedacht wurde und blindlinks Content fremder Spiele geklaut wurde, ohne überhaupt zu wissen wieso diese Spiele so gut sind. Es ist frustrierend offensichtlich schlechte oder unterdurchschnittliche Spiele gelobt zu sehen, niemand auf ehrlicher Ebene kritisiert weil sich ja wer angegriffen fühlen könnte und uralte ausgediente Konzepte als Krönung der Schöpfung, ohne Sinn und Verstand, kopiert werden.

Ich habe nur zwei Bitten: Macht euch bitte klar, wieso ihr Spiele entwickelt. Argumentiert bitte auf Gamedesign-Ebene, und nicht um euer Ego zu pushen.

Mehr als reden kann ich auch nicht. Und das mit meinen Videos und meinen bisherigen, so wie zukünftigen Blogs.

Das waren meine heutigen Gedanken.

[Einer von euch - stellvertretend für viele Andere]

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