Mittwoch, 28. Mai 2014

Charaktere entwerfen

Bis vor Kurzem hätte ich selbst noch nicht gewusst wie ich darüber schreiben sollte, wenn ich nicht zwischendurch angefangen hätte unbewusst etwas in Richtung Charakter-Entwurf zu tun, was mir massiv weiterhalf. Insofern schreibe ich heute meine Gedanken darüber nieder, in der Hoffnung es könnte auch wem anders helfen. In diesem Artikel sei allerdings besonders angemerkt, dass dies meine Vorgehensweise ist, die für mich funktioniert - die allerdings auch nicht in Stein gemeißelt ist, sondern durch nachträgliche Beobachtung bei mir so zu funktionieren scheint.

Wenn ich eine Figur entwerfe, kommt es erst einmal darauf an wie fortgeschritten mein Worldbuilding überhaupt ist. Habe ich eine Figur und noch keine echte Idee für das Spiel, wird das Worldbuilding an meinen Charakter-Entwurf angepasst. Habe ich eine Welt, aber noch keinen Protagonisten/Charakter, wird er an die Welt angepasst. Habe ich beides bereits, wird eventuell ein neuer Ort, Weltenbestandteil oder Weltenregel hinzugefügt. In jedem Fall müssen Figur und Welt eine Zusammengehörigkeit aufweisen, ergo die Figur eine Hintergrundgeschichte besitzen, die sich auch mit tatsächlichen Orten und Geschehnissen in der Fantasy-Welt vereinbaren. Figur und Worldbuilding entwickeln sich parallel weiter. Bei all diesem groben Herumgeschuppse von Ideen, lohnt es aber noch nicht diese Begebenheiten wirklich aufzuschreiben, sondern ich belasse sie völlig bei Gedankenspielereien und bildlichen Vorstellungen.

Diese bildlichen Vorstellungen wollen natürlich auch visualisiert werden, also zeichne ich die Figuren nieder, entwerfe und verbessere Kostüme und Kleidung, die natürlich auch mit der Herkunft und Charakterzügen der Figuren im Einklang stehen. Und natürlich sollte es ein wenig cool und wiedererkennbar aussehen, schließlich sind besagte Figuren Protagonisten.

Nun zu dem Punkt, den ich zuvor etwas unterschätzte und ich an dieser Stelle mehr wie ein Tutorial formuliere:

Gebe dir selbst eine kurze schriftliche Zusammenfassung deiner Charaktere. Beschreibe sie nicht in Stichpunkten, sondern voll ausformulierten Sätzen. Darin enthalten sollten die wichtigsten personenbezogenen Eckpunkte deiner Figuren stehen, also die für die jeweilige Person von Belang sind und sie als Einzelfiguren besonders auszeichnet. Zu diesem Zweck ein Negativ, und ein Positivbeispiel, anhand meiner eigenen Figuren mit nachfolgenden Erklärungen, wieso diese Beschreibung nichts taugt.

Negativ

Emerik
Kommt aus dem verschneiten Soyala und ist freundlich und stark. Er benutzt drei verschiedene Waffen und seine Haare sind Blau. Er zieht in die Welt um sein Dorf vor einer Hungersnot zu retten.

Erklärung: Grundweg langt diese Beschreibung um dem Spieler zu erklären was die Aufgabe des Spielers sein wird, aber als Charakter-Entwurf taugt diese Beschreibung nichts, da sie nichts aussagt und durch die Verallgemeinerungen sogar noch irritiert.
Freundlich ist jede Figur, über kurz oder lang, zu bestimmten Personengruppen, zu bestimmten Situationen. Freundlichkeit ist notwendig um durchs Leben zu kommen und somit ist dies nichts Besonderes, was diese Figur auszeichnet.
Stark zu sein steht ohne Kontext hier. Warum ist er stark?
Wie kann er drei verschiedene Waffen tragen? Wozu? Damit es cool ist? Was ist der Kontext?
Blaue Haare sind keine Charaktereigenschaft.
Und der letzte Satz ist eine Abenteuer-Motivation, aber keine Charaktereigenschaft.
Was lernten wir also über ihn? Nichts.

Positiv
Emerik
Er kommt von einer ewig eingeschneiten Insel, wo er in einer kleinen abgeschotteten Gemeinschaft zu einem hart arbeitenden jungen Mann herangezogen wurde. Seine Aufgabe ist es Tiere/Monster zu töten, um das winzige Dorf mit Nahrung und Fell zu versorgen. Er ist daher für sein Alter bereits ziemlich kräftig, doch weiß so gut wie nichts über die Außenwelt.

Erklärung: Es sagt alles aus was man über ihn wissen muss und es lassen sich leicht Charakterzüge ableiten, da diese Beschreibung ermöglicht sich in diese Figur hineinzuversetzen und sie somit weiterzuentwickeln. Was lässt sich ableiten oder ganz spontan entwickeln? Er ist wahrscheinlich mutig, zuverlässig, besitzt einen wachen Verstand aber ist Unbekannten gegenüber etwas naiv (und ist nicht gewohnt, dass Leute ihn anlügen). Um verschiedene Tiere/Monster zu jagen und sie zu häuten, könnten ihm verschiedene Tools zur Verfügung stehen, die sich auch im Gameplay niederschlagen könnten.

Diese Charakterbeschreibungen sind in erster Linie für euch. Fügt also ein, was ihr als besonders nennenswert empfindet, was die jeweilige Figur besonders auszeichnet. Das selbe Vorgehen (Woher, Aufgabe, physische Eigenschaften, Grundwissen) klappt für Emerik, kann aber für eine andere Figur völlig irrelevant sein. Startet also an diesem Punkt nicht unbedingt nach einem bestimmten Schema, weil die Figuren in einem so frühen Entwicklungsstadium mit Schema-Verfahren eher dahin tendieren würden "roboterhaft" oder "identisch" zu werden.

Im Anschluss würde wahrscheinlich eine Charaktertabelle helfen, doch ich bin offen gestanden kein Fan davon. Ich würde die Figuren lieber im Spiel selbst entwickeln, statt auf vereinheitlichten Punkten zu verharren, die im Wesentlichen sowieso nichts zu ihren Charaktereigenschaften beitragen (zB Lieblingsbuch, Lieblingsessen) und mir auch nicht helfen die Welt mit deren Augen zu sehen.

Das waren meine heutigen Ausschüttungen von Gehirnkalk.

[MG]

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